SwimRun – 2018

Weltmeisterschaft im Stockholmer Schärengarten 2018

Zum dreizehnten Mal fanden am vergangenen Montag im Stockholmer Archipel die Swimrun-Weltmeisterschaften statt. Vor knapp 20 begann die Swimrungeschichte mit einer Wette. Vier Freunde kämpften darum, welches Zweierteam schneller von der Insel Utö zur Insel Sandhamn gelangt. Hierbei galt es knapp 30 Inseln zu überqueren und natürlich die entsprechenden Schwimmabschnitte zu absolvieren. Insgesamt 65 Lauf- und 10 Schwimmkilometer. Mikael Lemmel und Mats Skott, zwei Urgesteine des schwedischen Ausdauersports, erkannten das Potential aus dem Wettrennen eine Sportveranstaltung bzw. eine ganz neue Sportart zu erschaffen. ÖTillÖ nannten sie den Wettkampf (schwed.: Von Insel zu Insel). Mussten die beiden in den ersten Jahren noch Teams darum bitten an den Start zu gehen, so konnten sie sich wenige Jahre später vor Anfragen kaum noch retten. Als folgerichtige Entwicklung müssen sich Teams seit ein paar Jahren bei verschiedenen Wettkämpfen qualifizieren um einen der begehrten Startplätze zu bekommen. Heute gibt es über das Jahr verteilt überall auf der Welt hunderte von Swimrunwettkämpfen, der Originalwettkampf – ÖTillÖ – gilt mittlerweile als die Weltmeisterschaft der Swimrunner.

Im vergangenen Oktober qualifizierte sich das HEAD_swimrunART_odw Team mit dem mittlerweile im niedersächsischen Damme lebenden Ausdauerathlet Frank Mertins und Sebastian Bleitgen aus Michelstadt beim deutschen ÖTillÖ qualifier 1000 Lakes in Rheinsberg. Bei ihrem dritten Start wollte das Team die Leistung aus dem Vorjahr wiederum deutlich verbessern, jedoch musste Sebastian Bleitgen aufgrund einer Verletzung den Start absagen. Mertins konnte mit Bertrand Giorgi, einem in Stockholm ansässigen Franzosen, einen erfahrenen Trailläufer als Teampartner gewinnen. Zwei Tage vor dem Wettkampf sind sich beide zum ersten Mal begegnet und konnten, als Team EnvolHEAD_odw,  eine kleine Trainingseinheit absolvieren, das musste reichen.

Um 06:00 Uhr fiel der Startschuss. Gestartet wird das Rennen mittlerweile aus logistischen Gründen auf Sandhamn und endet auf Utö. In den letzten Jahren nahm die Leistungsdichte stark zu und es dauerte bis sich das Feld weit auseinanderzog. Bei den Schwimmabschnitten waren Giorgi und Mertins mit einem Seil verbunden, so konnte der bekannt gute Schwimmer Mertins seinen Kollegen unterstützen. Ebenso zog der Franzose Mertins bei den Laufabschnitten. „Wir haben uns ideal ergänzt.“, fasste Mertins später kurz zusammen. Etwa zehn Teams bildeten zu Beginn die Spitze, zu schnell für das EnvolHEAD_odw Team. Aber die beiden wussten, dass bei einem etwa 10 Stunden andauernden Rennen die ersten Stunden nur dahingehend wichtig sind, dass die Anfangsgeschwindigkeit nicht zu hoch gewählt wird und darauf geachtet wird ausreichend Nahrung zu sich zu nehmen. Giorgi und Mertins setzten sich im vorderen Mittelfeld fest. Das letzte Drittel des Rennens besteht im Wesentlichen aus einem 20 Kilometerlauf auf Örnö, einer der größeren Inseln des Archipels. Eigentlich kein Abschnitt für Mertins. Durch die starke Unterstützung von Giorgi konnte das Team jedoch genau hier Plätze gut machen und lief unter die Top 30 in der Männerkategorie. Diesen Platz konnten sie auch auf den letzten 5 Inseln verteidigen und liefen nach etwa 09:35h ins Ziel ein, knapp zwei Stunden hinter den Siegern und über vier Stunden vor den letzten Teilnehmern. Etwa zehn Teams wurden frühzeitig aus dem Rennen genommen, denn sie hätten das Rennen nicht im Tageslicht beenden können.

Schwimmausstieg Runmarö Team Nr. 6 EnvolHEAD_odw, Mertins im Vordergrund dahinter Bertrand Giorgi 

Für Bertrand Giorgi war es die erste Teilnahme beim ÖtillÖ. Allein das Finishen ist hier ein großer Erfolg. Aber nicht nur, dass er mit Mertins zusätzlich eine hervorragende Zeit erzielt hat, er hat dies auch, wie sich zwei Tage später herausstellte, mit einem gebrochenen Zeh erreicht. Dies geschah zu einem sehr frühen Rennzeitpunkt. „Ich habe die Zähne zusammengebissen. Ich wusste Frank hat hierfür viel trainiert und dass wir den Wettkampf zusammen beenden können.“, gab Giorgi später an. Mertins ergänzte „Es ist immer wieder ein Privileg dieses Rennen zu absolvieren und alle sind sich dessen bewusst. Wir hatten herrliche Bedingungen und soweit es die Belastungen zugelassen haben, haben wir die Zeit genossen.“ 

Fotograph Jakob Edholm 

Michelstädter Swimrunner an der Costa Brava 

Am Sonntag den 22.04.2018 fand die dritte Austragung des Swimrun Costa Brava mit Start um 07:30 in Begur und Ziel in Platja d’Aro statt. Sebastian Bleitgen und Frank Mertins nutzten diese Gelegenheit um ihr Wettkampf-Portfolio um einen Wettkampf bzw. ein weiteres Land zu erweitern. „Der Kurs entlang der schroffen Felsküste mit über 1500 Höhenmetern hat uns gereizt.“, gab Bleitgen an. Die Höhenmeter verteilten sich auf 35 Laufkilometer, hinzu kamen knapp neun Schwimmkilometer. Auch wenn das Team der beiden Ausdauerathleten (swimrunART Odw) sich unter den ersten 10 in der Weltrangliste befindet, so rechneten sie sich keine großen Chancen aus. 

„Wir erhofften uns ein Rennen mit vielen schönen Eindrücken, aber für eine vordere Platzierung schleppen wir dann doch zu viel Masse mit uns rum.“, erklärte Mertins. Beide Athleten messen knapp 2m und sind dementsprechend keine „Bergziegen“. Gerade deshalb verwunderte die beiden dann doch der Rennverlauf. Wie gewohnt befanden sich die starken Schwimmer nach dem ersten Abschnitt im Mittelmeer in der Spitzengruppe, es folgte der härteste Lauf des Tages mit über 5km Länge und mehr als 250 Höhenmetern, teils als Passagen mit Seil, wie sie von Klettersteigen bekannt sind. „Wir lagen an vierter Stelle und keines der laufstarken Teams hinter uns hat uns überholt, im Gegenteil wir konnten einen kleinen Vorsprung herauslaufen.“, beschreibt Bleitgen die erste Rennstunde. Da mit dem ersten Lauf der für die Odenwälder schwierigste Abschnitt hinter ihnen lag, war schnell klar, dass sie doch im vorderen Bereich ins Ziel kommen könnten, sofern die Form hielt. Bei einem mehrstündigen Rennen sind Schwächephasen und ähnliches natürlich nicht ausgeschlossen, jedoch haben alle Teams damit zu kämpfen. Im Mittelteil des Rennens festigten die Odenwälder ihre Position, schwammen sich immer wieder ein beruhigendes Polster auf die Konkurrenz heraus und konnten sich den einen oder anderen langsameren Laufabschnitt erlauben. So ungefährdet wie der Abstand zu den Verfolgern wuchs, so unmöglich war es auch weiter zu den drei Topteams zu gelangen. Nichtsdestotrotz waren Bleitgen und Mertins mit dem Rennen auf dem vierten Gesamtrang und dem Erreichen des Podiums in der Männerkategorie (3. Platz) hochzufrieden. „Eigentlich waren wir hier um ein Rennen im vorderen Mittelfeld zu bestreiten und die schönen Trails der Küstenlandschaft zu genießen. Wir haben jedoch (glücklicherweise) unsere Konkurrenz überschätzt und andererseits den technischen Anspruch in den Laufpassagen unterschätzt. Während des Laufens Eindrücke von der Umgebung zu sammeln war kaum möglich, jeder Schritt musste präzise gesetzt werden.“, fasste Mertins zusammen. Im Fokus steht für das Team dieses Jahr die dritte Teilnahme an der Swimrun WM in Schweden anfang September. Der Saisoneinstieg im Norden Spaniens stimmt die beiden positiv und motiviert weiter für die WM Vorbereitung.